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Tonabnehmer-Nadel richtig reinigen

Nadelbürste unterhalb einer Plattennadel
Eine Tonabnehmernadel mit Nadelbürste reinigen

Wieso sollte man eine Plattenspieler-Nadel reinigen? Und vor allem wie? Nicht nur Anfänger, Neueinsteiger in Sachen Schallplatten, werden mit diesem Problem konfrontiert. Es kursieren teils die wildesten Empfehlungen zur Reinigung und Behandlung von Plattennadeln. Der nachfolgende Bericht soll mit fachlich unterlegten Informationen helfen, die Zusammenhänge mit der Tonabnehmer-Nadel zu verstehen und den eigenen Weg zu finden, die Nadel sauber zu halten und vor allem - warum!

Schallplatten-Nadeln - die Tipps zur optimalen Reinigung

Also, wie sollte man eine Nadel (heutzutage nur aus Diamant, früher auch Saphir) überhaupt sauber machen? Fällt der Dreck nicht einfach während dem Abspielen der Platte von selber ab? Die Antwort ist einfach: an der Nadel sammelt sich ähnlich einem Besen auf dem Boden der Schmutz, der sich in der Plattenrille befindet. Und der fällt meistens so gar nicht ab. Ein paar Fotos hier zeigen, wie eine Nadel unter dem Mikroskop nach dem Abspielen einer Schallplatte aussieht. Manchen Schmutz sieht man auch mit dem bloßen Auge:

Staub und Schmutz an einer Schallplattennadel mit Mikroskop-Foto
Foto 1: Mikroskop-Bild einer verschmutzte Plattennadel | Foto: TechneAudio
Unter dem Mikroskop: Staub an der Schallplattennadel
Foto 2: Auch hier unter dem Mikroskop zu sehen: Staub an der Plattennadel | Foto: TechneAudio

Warum ist es wichtig, eine Plattennadel sauber zu halten?

Hier ist es wichtig zu wissen, dass nur ein ungestörter Kontakt der Nadel mit der Schallplattenrille in der Lage ist, der dort bei der Vinyl-Pressung hinterlegten Musikinformation korrekt zu folgen. Sobald sich ein Staubkorn oder Staubfaden (siehe auch obere Fotos!) zwischen Nadel und Rillenflanke schiebt, wird die Information in der Rille nicht mehr richtig oder gar nicht ausgelesen, Klangverlust ist die Folge!

 

 

Worauf muss ich alles achten?

 

Zunächst hilft es, die Schallplatte selbst möglichst sauber abzuspielen. Eine Reinigung mit einer Plattenwaschmaschine (inklusive Absaugung!) ist da die beste Voraussetzung, möglichst wenig Staub in Hörraum hilfreich und so die statische Aufladung der Platte zu vermeiden. Das bedeutet schlichtweg: wo wenig Schmutz auf der LP anfällt, wird auch die Nadel und schließlich auch das Vinyl selbst weniger belastet. Ein besserer Sound entschädigt demnach für diesen ersten wichtigen Schritt. Der Nächste: die Nadel reinigen.

 

 

Was muss man tun, um eine Nadel korrekt zu putzen?

 

In nachfolgenden Abschnitten möchte ich verschiedene Wege aufzeigen, wie man die Plattennadel vom Schmutz befreit. Wichtig ist dabei: aufgrund des sensiblen System Diamantnadel/Nadelträger/Aufhängung/Spulen vorsichtig zu agieren, ruhige Hände sind da von Vorteil. Aber auch für Leute, die da unsicher sind, gibt es Lösungen, die ich unten näher beschreibe.

Eine Nadelbürste reinigt die Schallplattennadel
Foto 3: Schallplattennadel trocken reinigen mit Nadelbürste

Viele Experten und erfahrene Fachhändler raten, eine Nadel grundsätzlich nur trocken zu reinigen. Also mit einer entsprechenden Nadelbürste oder auch einem Reinigungs-Gel. Im Falle der Nadelbürste sollte der Arm lediglich auf der Liftbank ruhen, um bei einer etwas unsicheren Bewegung mit der Bürste noch entsprechend ausweichen zu können. Tatsächlich ist hier eine ruhige Hand gefragt und grundsätzlich sollte die Bewegung nur von hinten nach vorne erfolgen, nie seitwärts oder vor und zurück! Mit dem Gel ist etwas einfacher, da der Diamant nur hier lediglich eingetaucht wird, also der Tonabnehmer (nachfolgend nur TA genannt) mittels Tonarmlift abgesenkt wird.

 

 

Warum trocken reinigen?

 

Die Frage ist nicht nur warum, sondern auch wie! Eine alte Insider-Weisheit besagt, dass man Alkohol nicht mit einem TA in Verbindung bringen sollte. Also Alkohol-haltige Nadelreiniger können bei falscher Anwendung einem TA eher schaden als nützen. Aber ist das wirklich so? Zumindest die Erfahrung vieler Vinyl-Fans sprechen dafür, keinen Alkohol zu verwenden. 

Eine Nadel in einem gepressten Nadelträger
Foto 4: Die Tonabnehmernadel in einem gepressten Nadelträger

Entscheidend scheint nach Angaben eines Chemikers der Dampfdruck zu sein, den der Reiniger aufweist. Isopropanol z.B. hat einen Dampfdruck von 42,6 hPa, weshalb ISO bei Raumtemperatur flüchtig ist. Dann ist da noch das Zusammenspiel mit der Oberflächenspannung, in unserem Fall etwa das Material des Nadelträgers. Je nachdem, ob die Nadel geklebt oder gepresst wurde, kann die Kapillarwirkung schon eine Bedeutung haben. Im Fall von gepressten Nadelträger kann der Alkohol durch die Kapillarwirkung an der Innenwand bis zur Nadelträger-Aufhängung und sogar den Spulen vordringen. Selbst bei geklebten („gebondeten“) Nadeln wird teils auch ein gepresster Nadelträger verwendet. Leider gibt es zur Befestigungsmethode meist keine Infos vom Hersteller, ist also eine komplizierte Angelegenheit.

 

Nachfolgend ein Foto mit einem kleinen Test zur Erklärung der Kapillarwirkung:

Eine herkömmliche Nähnadel liegt auf einer Glasplatte, an der Spitze rechts wird ein Tropfen Alkohol aufgeträufelt, der sofort an der Nadel nach links gelaufen ist.

Die Kapillarwirkung bei einer herkömmlichen Nähnadel
Die Kapillarwirkung bei einer herkömmlichen Nähnadel

Varianten der Tonabnehmernadel-Reinigung

Trockenreinigung / Nadelbürsten

Foto 5: Nadelbürste LAST
Foto 5: Nadelbürste LAST

Die Trockenreinigung erfolgt mit einer Nadelreinigungsbürste. Teilweise wird sie zusammen mit flüssigen Nadelreinigern geliefert, man bekommt sie aber auch einzeln. Aktuelle Beispiele sind Dynavox, LAST, Techneaudio oder Pro-Ject. Allen gemein ist der Bürstenkopf mit einem dicht gepackten Borsten-Pad, dessen Carbonfasern nur wenige Millimeter lang sind. Eine interessante Variante ist der ca. 9,5cm lange Pinsel von L’Art du Son, der mit zwei verschiedenen Bürsten aufwartet: einmal für trockene und nasse Reinigung der Nadel.

Flüssige Nadelreiniger

Foto 6: Flüssiger Nadelreiniger | Beispiel: LAST 4
Foto 6: Flüssiger Nadelreiniger | Beispiel: LAST 4

Bei den flüssigen Nadelreiniger bietet der Markt eine große Zahl an Angeboten. Die meisten jedoch enthalten Alkohol, was wie oben beschrieben wenig bis gar nicht empfehlenswert ist. Zu den wenigen Anbietern, die eine Flüssigkeit ohne Alkohol verwenden, gehört LAST. Eine Alternative für DIY ist (doppelt) destilliertes Wasser mit etwas Foto-Netzmittel (z.B. Mirasol oder Agepon, bitte kein Spülmittel!)

Gel Nadelreiniger

Foto 7: Gel Nadelreiniger | Beispiel: TechneAudio
Foto 7: Gel Nadelreiniger | Beispiel: TechneAudio

Inzwischen gibt es durchaus mehrere Anbieter von Gel-Reiniger, u.a. von Audio Technica, Dynavox, Biko und TechneAudio. Ein Tipp ist das Moon-Gel, welches u.a. von Schlagzeugern zum Dämpfen verwendet wird. Die Handhabung ist sehr einfach und auch für Ungeübte leicht zu verwenden: Nadel einfach via Tonarmlift in das Gel ein paar mal eintauchen, fertig.

Elektrische Nadelreiniger

Foto 8: Elektrische Nadelreiniger | Beispiel: Flux Hifi
Foto 8: Elektrische Nadelreiniger | Beispiel: Flux Hifi

Bei einem elektrischen Nadelreiniger handelt es sich um ein Gerät, das ähnlich einer elektrischen Zahnbürste mit einem oszillierten Bürstenkopf die Nadel reinigt. Aktuell gibt es nur einen Hersteller: Flux Hifi. Einen Test hierzu gibt es hier. Auch hier funktioniert die Benutzung ähnlich simpel wie bei den Gel-Reinigern.

Radierer

Foto 9: Schmutzradierer | Beispiel: DM Drogerie
Foto 9: Schmutzradierer | Beispiel: DM Drogerie

Schmutzradierer, die es im normalen Drogeriemarkt gibt, können bei festsitzendem Schmutz verwendet werden. Neben der vorsichtigen Handhabung ist hier parallel auch eine Nadelbürste hilfsreich, um eventuelle kleine Reste des Schmutzradierers zu entfernen. 

Alternativ gibt es auch den Glasradierer (z.B. von Faber-Castell), dessen Bündel Glasfasern an der Spitze eines Stiftes die Nadel reinigen kann. Auch hier ist anschließend eine normale Nadelbürste empfehlenswert.

Blu Tack

Foto10: Blu Tack
Foto10: Blu Tack

Eine kittähnliche Knetmasse, deren Verwendung ähnlich dem Gel-Reiniger funktioniert. Von diversen Herstellern angeboten. Diese Methode ist jedoch nicht unumstritten, da Reste der Masse an der Nadel oder Nadelträger haften können.

Druckluft

Foto 11: Druckluft-Dose | Beispiel: Kontakt Chemie 67
Foto 11: Druckluft-Dose | Beispiel: Kontakt Chemie 67

Druckgas-Dosen, welche z.B. auch für Tastaturen oder Leiterplatten in der Elektronik verwendet werden. Eine selten eingesetzte Variante, die dennoch funktioniert. Zumindest leicht haftender Schmutz kann damit von der Nadel entfernt werden, festgebackene Partikel jedoch meist nicht. Zu beachten ist jedenfalls, dass man den Luftstrahl an der Nadel von hinten nach vorne richtet, mit einem Mindestabstand wegen der Gefahr der Vereisung.