Review: Eple Trio - 5 (Vinyl)

Nachdem die ersten Takte der Platte liefen, war schon klar, dass hier ein ungewöhnliches Jazztrio zu Werke ging. Obwohl eine Dreier-Besetzung wahrlich keine Überraschungen parat hat, so staunt man hier trotzdem, wie viel innovative Ideen in diesen sechs Stücken stecken. Es handelt sich um Eigenkompositionen der Band, die übrigens 2004 gegründet wurde und aus der Norwegian Academy Of Music in Oslo hervorging.

Modern interpretiertes Klaviertrio

Die Band besteht aus Andreas Ulvo (Piano), Sigurd Hole (Kontrabass) und Jonas Howden Sjøvaag (Schlagzeug). Seit über dreizehn Jahre spielen die Drei also zusammen, wobei sie - in Skandinavien nun mal üblich - in verschiedensten anderen Bands und Besetzungen unterwegs sind. Dazu gehörten u.a. Karl Seglem, Tord Gustavsen, Mathias Eick und Jon Eberson. Das Eple Trio geht dennoch einen eigenen Weg, der sich in meinen Ohren sehr angenehm und zugänglich anhört, dennoch eine reichhaltige Palette an experimentellen improvisatorischen Strukturen bietet. Die rhythmischen Eigenheiten des Trios sorgen in jedem Track dieser LP für Spannung und zugleich für interessante Verbindungen zur klassischen Musik.

Schon die erste Nummer „Alea“ löst traditionelle Melodie- und Akkord-Folgen auf, ist im Takt langsam angelegt und gibt den einzelnen Noten am Piano Raum zur Entfaltung. Sigurd Hole schafft am Bass mit dissonanten Klängen einen reizvollen Gegenpol und Sjøvaag unterstützt diese gegenpolige Atmosphäre durch geschickte, sparsame eingesetzte Verwendung von HiHats und Trommel. Das ist extrem spannungsgeladen, obwohl diese Komposition so schlicht arrangiert ist. „Close Your Eyes“ hingegen beginnt zunächst beinahe orientalisch, ehe wieder Sigurd Hole fantastische, ganz eigenwillige Sounds aus seinem Kontrabass zaubert. Ulvo beweist hier sein improvisatorisches Können, das man hier geradezu bewundern kann! Für mich schon ein echtes Highlight der LP, wären da nicht die anderen Stücke. „Curious Child“ beginnt mit einer wunderschönen lyrischen Piano-Melodie, die von Robert Schumanns „Kinderszenen“ inspiriert wurde. Schlagzeug und Bass halten sich weitgehend dezent im Hintergrund, sorgen dennoch für eine Anspannung und Erwartung, wie sich das Stück entwickelt.

Auch „Azzahra“ hat einen orientalischen Touch, hervorgerufen durch die mit den Händen geschlagene Trommel und die Spielweise des gestrichenen Basses. Dieses Zusammenspiel steht hier im Vordergrund, das Piano punktiert zunächst nur geringfügig, um zum Schluss hin stärker in den Rhythmus einzusetzen. In „Lighthouse“ steht das Klavier wieder im Mittelpunkt, wie in einer Komposition moderner Klassik baut es auf helle, offene Klänge, um dann wieder dunkler, leiser und im Takt langsamer zu werden. Bass und Schlagzeug halten sich zurück, bilden eher den kontrapunktisch gestalteten Hintergrund. Zum Schluss schleicht sich ein Bass in der Nummer „Andvare“ dahin, ehe das Piano die Melodie-Führung übernimmt, unterstützt von Sjøvaags raffinierten Rhythmuswechsel. Ein relativ kurzes und doch sehr reizvolles Stück.

Ein Wort noch zur klanglichen Seite. Auch wenn ich von LPs der Labels ECM, Ozella Music oder Act schwärme, so sollte ich künftig wohl auf die Arbeiten von Roar Nilsen achten. Oder vielleicht auf Fridtjof Lindeman, der zusammen mit Sjøvaag das Mastering (mit Studer A80!) dieser fantastischen LP erledigte. Der glasklare, brillante und trotzdem warme Sound besticht durch unglaublichen Detailreichtum und zugleich schöne räumliche Abbildung. Weil das Ganze auch in leisen Passagen ohne Störungen funktionieren soll, richtet sich der Blick natürlich ebenso auf die Pressung. Und diese ist dem Klang adäquat auf sehr hohem Niveau, ohne Nebengeräusche rückt sie das Wesentliche in den Mittelpunkt des Vergnügens - die Musik!

Eine Top-Empfehlung!




Fakten

Erstveröffentlichung: 1. September 2017
Label: Shipreckords
Bestell-Nummer: SHPWRK017
Pressung: Eldorado
Inhalt: 180g Vinyl
Besonderheit: Mastering mit Studer A80

 
Besetzung

Andreas Ulvo - piano
Sigurd Hole - bass
Jonas Sjøvaag - drums

 
Trackliste

Seite 1

1. Alea 8:01
2. Close Your Eyes 4:55
3. Curious Child 7:13

Seite 2

6. Azzahra 6:36
7. Lighthouse 7:15
9. Andvare 4:24