Albert King - Born Under A Bad Sign (LP, 180g Vinyl)
Was erwartest du im Jahre 2018 von einem Reissue, welches Aufnahmen aus den Sechzigern enthält? Größtmögliche Authentizität und Nähe zum Original, also der allerersten Veröffentlichung einer solchen Schallplatte? Oder lieber hohe Dynamik und perfekte Abbildung von Stimme und Instrumenten? Ich versuche mit dieser Rezension Antworten auf diese Fragen zu geben. Und ein wenig vom Hörspaß zu vermitteln, die mir diese Wiederveröffentlichung bereitet hat.
Nun liegt mir leider keine Erstausgabe von „Born Under A Bad Sign“ vor, sehr wohl allerdings manche Bluesscheibe aus den 60ern. Auch einige LPs des Soul-Labels Stax stehen bei mir im
Plattenschrank. Natürlich gibt es da große Schwankungen, was die klanglichen Ergebnisse angeht. Eines aber haben sie weitgehend gemeinsam: die Dynamik ist eher eingeschränkt, das Klangbild meist
eher als kompakt und etwas diffus zu bezeichnen. Oft haben diese Platten einen „Einheitsbrei“, der freilich nicht von der großartigen Musik ablenkt. Kurzum, musikalisch machen diese LPs viel
Freude, klanglich aber lebt man mit diesen Einschränkungen.
Und damit sind wir bei „Born Under A Bad Sign“ - der Ausgabe anno 2018. Das ReMastering erfolgte durch Kevin Gray, einem der profiliertesten Toningenieuren in den USA. Ich schätze seine
Arbeit insbesondere durch die extrem hochwertigen LPs von Music Matters, manch Audiophiler denkt bei ihm an die großartigen Reissues von Nautilus Recordings, DCC und der MCA Heavy Vinyl
Series.
Wenn Al Jackson, Jr. seine Sticks auf die hart gespannten Trommeln schlägt, wird deutlich, dass hier eine andere Liga in Sachen Mastering erfolgte. Auch das Baritonsaxofon von
Joe Arnold - einer der drei hier agierenden Memphis Horns - klingt tief und voluminös. Man sollte mit der Lautstärke der LP durchaus nicht zu hoch gehen. Es gibt
Stellen, die durch ihre brutale Dynamik fast schon weh tun (beispielsweise die Gitarre zu Anfang von „The Hunter“). Die normale oder maximal leicht gehobene Zimmerlautstärke genügt, um
das Erlebnis dieser Schallplatte voll auszukosten. So etwa die herrlich abgebildete Rhythmusgitarre in „Kansas City“, bei der die Saiten genüsslich schnarren. Den Bass von Donald
"Duck" Dunn kann man im Gegensatz zu den meisten Stax-LPs, die ich kenne, prima verifizieren. Insbesondere in der Ballade „Personal Manager“ grummelt sein Bass herrlich aus den
Lautsprechern.
Nun aber genug von den akustischen Vorzügen dieser LP. Lasst mich noch ein Wort zur Musik verlieren, auch wenn die meisten von euch die Platte längst kennen. Immerhin gehört sie zu den
Meilensteinen der Musikgeschichte, ihr Einfluss auf spätere Musiker-Generationen ist unbestritten. Seit Albert King in Memphis und damit beim damals höchst erfolgreichen Plattenlabel Stax
landete, spielte er zahlreiche Singles ein. Das war Anfang 1966. Ein Jahr später nahm man diese Songs und veröffentlichte sie auf der LP „Born Under A Bad Sign“. Zusammen mit der
Hausband, den Memphis Horns, einem echten Stax-Star - Isaac Hayes, zu hören am Piano - und weiteren Top-Musikern jener Zeit zeigte Albert King, dass Soul und Blues eine sehr emotionale Nähe
haben. Hört man sich diese Kompositionen genau an, hört man schnell, woher Eric Clapton oder Stevie Ray Vaughan ihre Inspirationen her hatten.
Ein wegweisendes R&B-Album, das heute als exzellente Wiederauflage vorliegt und jede Plattensammlung bereichert!
Fakten
Erstveröffentlichung: 1967 (Stax S 723)
Wiederveröffentlichung: 25. Januar 2018
Label: Stax Records / Speakers Corner
Bestell-Nummer: 723
Pressung: Pallas
Inhalt: 1x 180g Vinyl
Besonderheit: analoges Remastering durch Kevin Gray vom originalen Stax-Tape
Besetzung
Albert King - guitar, vocals
Steve Cropper - rhythm guitar
Booker T. Jones - piano
Isaac Hayes - piano
Joe Arnold* - baritone & tenor saxophone, flute
Andrew Love* - tenor saxophone
Wayne Jackson* - trumpet
Donald "Duck" Dunn - bass
Al Jackson, Jr. - drums
* The Memphis Horns
Aufnahmen März 1966 bis Juni 1967 in den Stax Studios in Memphis / USA
Trackliste
Seite 1
1. Born Under A Bad Sign 2:45
2. Crosscut Saw 2:31
3. Kansas City 2:29
4. Oh, Pretty Woman 2:45
5. Down Don't Bother Me 2:13
6. The Hunter 2:43
Seite 2
7. I Almost Lost My Mind 3:25
8. Personal Manager 4:28
9. Laundromat Blues 3:19
10. As The Years Go Passing By 3:43
11. The Very Thought Of You 3:45