· 

Review: Emily Barker - Sweet Kind Of Blue (Vinyl)

Emily Barker sitzt im Studio Sam Phillips Recording Service in Memphis an der Gitarre
Emily Barker im Studio Sam Phillips Recording Service in Memphis - Hier entand ihre LP "Sweet Kind Of Blue" (180g Vinyl)

Emily Barker - Sweet Kind Of Blue (LP, 180g Vinyl)

Für diese Einspielung liess man nichts anbrennen. Nicht nur, dass man das legendäre Studio Sam Phillips Recording Service in Memphis, Tennessee / USA wählte, das seit 1960 so viele (oftmals erst später) berühmte Musiker begrüßte - u.a. Elvis Presley, Carl Perkins, Johnny Cash, Jerry Lee Lewis, Roy Orbison, B.B. King, Ike Turner und Howlin’ Wolf. Und es durfte natürlich auch einer der profiliertesten Produzenten nicht fehlen, der selbst bereits zur mehrfach Grammy-ausgezeichneten Ikone der Musikwelt avancierte: Matt Ross-Spang.

Hinzu kamen für die Aufnahme US-Musiker, die vorwiegend aus Memphis stammen. Dazu gehört Keyboard-Spieler Rick Steff (Cat Power, Dexy's Midnight Runners, Hank Williams Jr.), der hier neben dem Piano auch die Tasten der Hammondorgel B3 bedient. Mit dabei war auch Bassist Dave Smith aus Portland und Schlagzeuger Steve Potts, der u.a. bei Booker T and the M.G.'s oder Neil Young trommelte. Begleitet werden sie neben verschiedenen Bläsern (Saxofon, Trompete) und Background-Sängerin Susan Marshall von Streichern (Violinen, Cello, Viola).

Man ahnt es bereits, „Sweet Kind Of Blue“ atmet den amerikanischen Geist durch und durch. Typische Elemente der US-Musikwelt wie Country, Soul, Blues und Folk durchziehen die zehn Popsongs im wesentlichen Maße. Das kommt mal etwas vitaler, mal sanfter und mitunter gar sehr reduziert. In diesen Momenten gefällt mir dieses Werk am besten, ein schönes Beispiel ist dafür die Ballade „Sister Goodbye“, die schön von der B3 und einem Mellotron verziert wurde. Und noch mehr „Over My Shoulder“, bei dem neben der Akustikgitarre und dem Piano besonders die Streicher Glanz vermitteln.

Das bluesige „Sunrise“ macht Laune und offenbart auch Gospel-Feeling. „No. 5 Hurricane“ ist dann wieder so eine ruhige Komposition, welche die Stärke der Australierin in den Fokus rückt: ihre helle, fast kindliche Stimme bekommt in diesem Momenten einen weit intensiveren Ausdruck als bei den forscheren, lauten Stücken, bei denen ich sie fast etwas enervierend finde (wie etwa im Titelsong „Sweet Kind Of Blue“). In ihren stärksten Momenten liegt sie stimmlich irgendwo zwischen Eva Cassidy und Katie Melua.

Was mir allerdings auch gefällt sind die Einsätze der Bläser, die etwa dem gefälligen Rhythmus in „If We Forget To Dance“ den besonderen Anstrich verpassen. Oder in bei „More!“ für 60er Jahre-Motwon-Feeling sorgen, das kommt prima. Und mit der opulent inszenierten Ballade „Underneath The Honey Moon“ endet diese LP stimmungsvoll.


„Sweet Kind of Blue“ wurde zurecht von den UK Americana Awards als "UK Album of the Year" nominiert. Es hat Klasse, ist perfekt produziert. Es ist unbestreitbar ein Memphis Album - authentisch, emotional und abwechslungsreich gestaltet.




Fakten

Erstveröffentlichung: 19. Mai 2017
Label: Everyone Sang
Bestell-Nummer: ES153LP
Pressung: optimal media
Inhalt: 180g Vinyl, Beiblatt mit Songtexten, Download-Code
Besonderheit: Cover mit Glanzlack

 
Trackliste

Seite 1

1.     Sweet Kind Of Blue     3:36
2.     Sister Goodbye     4:09
3.     Sunrise     3:41
4.     No. 5 Hurricane     4:53
5.     If We Forget to Dance     5:07

Seite 2

6.     Crazy Life     3:58
7.     Over My Shoulder     4:08
8.     Change     3:31
9.     More!     2:43
10.   Underneath The Honey Moon     3:01